Problematische Unterkunft in den Brügmannhallen wird wieder geöffnet

Neben zwei anderen Sporthallen sollen die Brügmannhallen in den nächsten Wochen wieder als Notunterkunft für Geflüchtete eröffnet werden. Wie lange die Hallen genutzt werden, ist noch nicht abzusehen, wie Vertreter*innen der Stadt Dortmund erklärt haben. Anfang des Jahres wurden die Brügmannhallen nach mehr als vier Monaten als Unterkunft für Geflüchtete endlich geschlossen. Eigentlich nur als Notunterkunft bis Ende 2014 vorgesehen, wurden sie stattdessen schließlich bis Ende März 2015 genutzt. Die letzten in den Turnhallen untergebrachten Menschen wurden auf andere Unterkünfte verteilt.

Das Leben in der Massenunterbringung war von vielen Problemen geprägt, die auch in anderen Unterkünften – sicherlich in abgeschwächter Form – bestehen werden. Doch erst als sich dort einquartierte Menschen in einem offenen Brief (Solidarität mit den Geflüchteten aus den Brügmannhallen) über die menschenunwürdigen Verhältnisse beschwerten, kam es zu einer öffentlichen Diskussion über die Schließung der Brügmannhallen. Im offenen Brief wurden nur die schlimmsten Probleme in den Hallen beschrieben. Es gab weit mehr Herausforderungen für die Menschen dort: Die Abhängigkeit von repressiver Security und die Diebstähle in den Hallen von nicht dort wohnenden Menschen setzte den Bewohner*innen der Hallen zu. Dass fremde Menschen auf engstem Raum zusammenleben mussten, belastete die zwischenmenschlichen Beziehungen stark und gipfelte auch schon mal in handgreiflichen Streitigkeiten. In verschiedenen Städten NRW’s kam es in den letzten Tagen zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Bewohner*innen solcher Massenunterkünfte, bei denen es auch einen Toten gab. Solche Ereignisse werden von Rassist*innen ausgeschlachtet, dabei sind sie direkte Folge der herabwürdigenden, unterdrückenden, einpferchenden Unterbringung von Menschen in provisorischen Massenlagern.

Anfangs wurden die Brügmannhallen von den Johannitern betrieben. Wenige Monate vor der Schließung wechselte die Verantwortung zum AfricanTide Union e.V. Die Johanniter waren als Betreiberin der Hallen durch das Arbeiten gegen das Engagement von Geflüchteten und Refugees Welcome Dortmund negativ aufgefallen (Unser Blick auf die Ereignisse der vergangenen Woche und Johanniter in Eving verweigern uns Kontakt mit Geflüchteten). Der Verein AfricanTide Union setzte diesen Kurs fort und verschärfte das Auftreten als Betreiberin gegenüber den Bewohner*innen der Hallen. Kommunikationsangebote von Refugees Welcome Dortmund wurden nicht ernst genommen.

Der Verein AfricanTide Union vergab „Aufseherposten“ und nutzte die Androhung des Entzugs solcher verteilten Privilegien als Druckmittel, um die Bewohner*innen von politischem Engagement abzuhalten. Sie drohten den Bewohner*innen ganz offen, eine Teilnahme an einer Demonstration würde nicht gut für sie sein. Sie hielt auf diesem Weg viele Menschen von dem Besuch einer Demonstration für Solidarität mit Geflüchteten am 31.01.2015 ab. Das war ein direkter Verstoß gegen die im Grundgesetz und den Menschenrechten verankerte Meinungsfreiheit. Inzwischen wurden weitere fragwürdige Praktiken bekannt. Der Verein bietet Geflüchteten an, sie bei der Einrichtung ihrer Wohnungen zu unterstützen. Was auf den ersten Blick unterstützenswert klingt, ist in Wirklichkeit eine erschreckende Praxis, denn der Verein verlangt von den Geflüchteten, ihnen ihre Sozialleistung für die Einrichtung der Wohnung auszuhändigen. Sie würden Kauf der Möbel und die Einrichtung der Wohnung übernehmen. Die wirkliche getätigten Ausgaben werden gegenüber den Geflüchteten nicht belegt.

Nun soll die schlimmste offizielle Unterkunft für Geflüchtete in Dortmund wieder geöffnet werden. Es bleibt grundsätzlich der problematische Umgang mit Hilfe suchenden Menschen in Dortmund bestehen. Auch andere Massenunterkünfte stellen keine angemessene Bleibe für Menschen dar. Geflüchtete, die Wohnungen finden konnten, Vermieter*innen aufgrund ihres Aufenthaltsstatus‘ nicht abschreckten und die auch das Sozialamt bereit war zu bezahlen, kämpfen nun darum, Sozialleistungen zu erhalten, um weiter zu überleben und sich eine Existenz aufzubauen.

Wir fordern, dass allen Menschen ein Leben in einer Wohnungen und ein Überleben in Würde ermöglicht wird. Die Stadt muss an ihrem Ziel, geflüchtete Menschen in Wohnungen unterzubringen, unbedingt festhalten. Und wir werden im Auge behalten, ob sie dies tut.