Seit Mitte November 2014 leben geflüchtete Menschen in neu eingerichteten Notunterkünften der Stadt Dortmund. Auch zwei Turnhallen am Brügmannplatz dienen im Moment rund 280 Menschen als Unterkunft – und anstatt zum Ende des Jahres wieder geschlossen zu werden, bleiben sie noch bis mindestens Ende März als solche bestehen. Die Umstände, unter denen die Menschen dort untergebracht sind, sind unhaltbar, und so hat in dieser Woche eine Gruppe Refugees einen offenen Brief an die Stadt Dortmund übergeben. Wir wollen an dieser Stelle erzählen, wie es dazu kam. Nachdem die Brügmannhallen Ende November in Betrieb gingen, haben wir, die Gruppe Refugees Welcome Dortmund, Kontakt zu den Menschen aus den Hallen aufgenommen und dort regelmäßig Graffiti-, Mal- und Spielaktionen gemacht. Wir kamen miteinander in Kontakt, haben uns gegenseitig kennengelernt und es auch geschafft, Isolation und das Nebeneinanderherleben ein bisschen aufzubrechen. Das monatliche Café Welcome (ehemals Café Asyl) im Nordpol, das einen Anlaufpunkt für Geflüchtete, Menschen ohne Papiere, Unterstützer*innen und Freund*innen schaffen will, findet großen Anklang.
Vor Kurzem haben einige Menschen aus den Brügmannhallen unsere Gruppe eingeladen, sich die Situation vor Ort einmal genauer anzuschauen. Die Situation in den Hallen sei unerträglich und unhaltbar, so die Refugees. Ein Besuch in den Hallen bestätigte das: Die Refugees hatten keine Ansprechperson und wussten nicht, wo sie ihre Probleme lassen können. Sie sagten, dass sie aktiv werden wollen und was gegen die Zustände unternehmen möchten. Gemeinsam kam die Idee auf, einen Offenen Brief zu formulieren. Dieser wurde dann am vergangenen Donnerstag mit Medienbegleitung an Stadtdirektor Jörg Stüdemann übergeben. Noch am gleichen Abend versprach dieser ein Gespräch mit den Menschen aus den Brügmannhallen, und lud dazu Vertreter*innen der Stadt und verschiedener Ämter, der Johanniter-Unfallhilfe als Betreiber der Unterkunft, der Feuerwehr, Streetworker*innen und uns ein.
Beim Besuch des Stadtdirektors wurde klar, dass er keine Vorstellung davon hatte, wie schlimm die Zustände dort tatsächlich sind. Stüdemann versprach konkrete Verbesserungen – so sollen zum Beispiel Familien und Einzelne, die schon länger in den Sporthallen leben, bald in andere Unterkünfte verlegt werden.
Wir selbst dürfen im Moment nicht in die Brügmannhallen kommen. Auslöser dafür war ein Treffen mit Refugees in der vergangenen Woche. Mehr als 100 in den Hallen Untergebrachte diskutierten gemeinsam mit uns über die Zustände dort und ihr weiteres Vorgehen. Die Gespräche waren emotional und auch laut, aber zu keinem Zeitpunkt gereizt – bis die Wachleute der Einrichtung in die Halle kamen und aufgebracht gefragt haben, was denn hier los sei und dass sie wissen müssten, worüber gesprochen wird. Als sie dies nicht erfuhren, haben sie unsere Aktivist*innen von Refugees Welcome aufgebracht und sauer aus der Halle geschmissen.
Darum können wir selbst nicht überprüfen, ob und inwieweit schon Versprechen des Stadtkämmerers umgesetzt wurden. Was wir von Menschen aus den Hallen wissen, ist, dass es für sie nach wie vor schwierig ist, Besuch mitzubringen. Am heutigen Montagmorgen kamen die ersten Betten an, die die Feldbetten ersetzen sollen, auf denen die Menschen zum Teil seit Wochen schlafen. Von den versprochenen kurzfristigen Wasserspendern und anderen Zusagen ist jedoch noch nichts zu sehen.
Merklich besser geworden ist die Situation in den vergangenen Tagen scheinbar nicht. Die Angestellten des Sicherheitsdienstes sind aggressiver und gereizter als zuvor, das Essen noch schlechter, in den Hallen ist es zurzeit sehr kalt. Vor einigen Tagen wurden zwei Menschen auf die Straße gesetzt. Dieses Verhalten ist absolut nicht tragbar. Die Securities haben kein Recht, die dort untergebrachten Menschen Kontrollen und Repressionen auszusetzen.
Unser Fazit: Die schnelle Reaktion der Stadt ist eine positive Geste und ein Anfang – wenn sie nicht reine Kosmetik bleibt. Denn das Grundproblem ist noch nicht gelöst: Die Hallen bleiben als Unterkunft bestehen. Auch wenn Familien woanders unterkommen, sind die Zustände dort teilweise nicht besser. Nur Wohnungen bieten adäquate Unterbringung!